Das Herz der Altmärkischen Kleinbahnen bildete zweifelsfrei der Bahnhof Kalbe/Milde, mit seiner Einsatzstelle des BW Salzwedel. Der beschauliche Ort lag und liegt abgeschieden von allen größeren Verkehrsanbindungen verträumt im Tal der Milde. Gigantisch bleibt für die 3300 Seelengemeinde bis heute nur ihr großer Bahnhof. Von hier konnte man bis 1970 in 5 Richtungen mit dem Zug auf Nebenbahnen reisen! Bezogen auf Lage und Bevölkerungsdichte ein Novum in ganz Deutschland! Da Kalbe bis kurz vor der Wende Kreis- und Garnisonsstadt war, wurde der Verkehr unwirtschaftlich aufrechterhalten und die Kleinstadt mit der Nebenbahn an die fernen Hauptstrecken angebunden. Glück hatte man nach 1989 durch den Bau einer Kurklinik und den erhoften Besucherstrom, der den Todesstoß der Bahn in Richtung Hohenwulsch bis 2001abwenden konnte. Heute im Jahr 2008 sollte man sich das Bahnhofsgelände lieber nicht mehr ansehen! |
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Weltweit bekannt wurde der Ort Kalbe/Milde durch die BR 64 der DR. Hier verkehrten jahrelang die letzten Vertreter diser hübschen kleinen Baureihe bis Septemper 1975 und 64 1212-6 war die letzte eingesetzte Maschine ihrer Art in Europa! Die historische Bedeutung dieser Einsätze hatte man damals nicht erkannt und alle Fahrzeuge, bis auf die Stendaler 64 1007-9, zügig noch 1975 verschrottet. Erst 9 Jahre später kam die 1983 wieder aufgebaute 64 007 nach Kalbe auf Blitzbesuch in die alte Einsatzstelle. |
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Viel hatte sich hier seit Dampfende nicht mehr getan! Die Losung "Alles zum Wohl des Volkes" am hübschen Wasserturm war, wie Wasserkran, Kohlebansen und typische Beiwagen hier noch vorhanden. Die BR 64 mit Beiwagen der Gattung 190 prägten entscheidend den Charakter der Altmarkeisenbahn. Genau so typisch für Kalbe waren auch die vielen Militärfahrzeuge der Grenztruppen der DDR. Im Hintergrund sehen wir noch einen GT-Robur an der Ladestraße. In Kalbe war das komplexe Grenzregiment 23 stationiert und von hier wurde von Marienborn bis Salzwedel die Staatsgrenze zur BRD überwacht! |
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In Kalbe ging es immer zu wie beim britischen Geheimdienst. Die "Doppelnull" Triebwagen der BR 171 waren hier zu Hause. "005" wartet 1989 auf den Wintermorgen mit P 17301 um 5 Uhr nach Hohenwulsch und "004" ist gerade von Beetzendorf mit dem letzten P 15307 um 19.40 in Kalbe ohne Fahrgäste eingetroffen! |
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Der rote unmodernisierte Salzwedeler 771 068-4 hielt in der Altmark mit am längsten durch und konnte so noch im Winter 1992/93 in Kalbe erwischt werden! |
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Hier steht der Beiwagen von "007" abgestellt in der Einfahrt des Dampflokschuppens. Mit Beiwagen wurde ungern gefahren, da man mit diesen in den Endbahnhöfen den Triebwagen umsetzen mußte und alle Weichen per Hand bedient wurden. |
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Das hintere Gleis 2 wurde immer für die Züge in Richtung Beetzendorf und Salzwedel genutzt. "004" hat im Winter 89/90 Dienstende und wird in den Triebwagenschuppen umsetzen. Schneeberge gab es hier nur selten! |
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Jahrelang tägliches unbeachtetes Szenario - Auf Gleis 2 steht "004" Solo als P 15306 bereit nach Beetzendorf und "007" mit "807" fahren als P 17311 gemeinsam von Gleis 1 nach Hohenwulsch aus. |
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P 17311 gebildet aus "007" und Beiwagen "807" waren noch im Anlieferungszustand mit den hübschen umlaufenden Aluzierleisten bis kurz nach Wende hier im Einsatz. Im Hintergrund stand immer der Pwg-Begleitwagen für den Nahgüterzug nach Hohenwulsch oder Badel. |
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Im imposanten Triebwagenschuppen standen dann die Einsatzfahrzeuge. Hier Triebwagen 171 031-8 und die Vorserien 106 125-8 mit dem Rundkopf. Eine 106 war hier dauerhaft (meistens 106 956-6) stationiert und für die wenigen Güterzüge zuständig. 1975 löste die BR 106 hier die BR 64 ab! |
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Gemütlich ging es stets in Kalbe zu. Auch hier (1992) dauerte das Umsetzen wieder länger, da Lokführer und Fahrdienstleiter erst sich noch seelenruhig unterhielten. Übrigens besteht das Triebwagengespann wieder aus den beiden unterschielichen Form- und Farbvarianten der BR 171. |
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Ab 1992 war der Bedarf an Sitzplätzen auf dem verbliebenen Reststück nach Hohenwulsch auch schon sehr gering und der ungeliebte Beiwagen wurde immer öfter einfach in Kalbe stehen gelassen, wie hier von "008" 1992. |
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Auch hier erreicht nur noch der Einzelfahrer "004" mit einem Fahrgast 14.45 Uhr pünklich Kalbe/Milde. Auf diesem Bild hat "004" nun kleine Standartpuffer, die sicher nach einem Unfall verbaut wurden! |
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Der Winter 1993 bot dann nochmals Schnee und rote, in 771 umgezeichnete Triebwagen. Fahrgäste gab es jedoch schon so gut wie keine mehr. Auch P 17311 nach Hohenwulsch ist davon betroffen. |
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In Kalbe verschwandt das Personal in den langen Pausen zwischen den Zügen immer im Bahnhof und so bot sich dieses Bild dann hier unverändert stundenlang! |
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Nach dem Ende des Bw Salzwedel und der Auflösung des Fahrzeugbestandes kamen auch Stendaler Loks hier auf die Strecke. 346 908-7 bediente die restlichen seltenen Güterzugleistungen, zog die Schadwagen wieder ab und sprang auch als Triebwagenersatz ein! |
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Hier wird gerade (Herbst 1992) die mobile Container Tankstelle, welche vor dem Dampflokschuppen stand, mit dem Nahgüter nach Stendal abgefahren. Die restlichen Gleise sind, wie überall damals in den neuen Bundesländern, mit Schadwagen vollgestellt. |
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Nach der Wende wurden Nikolaussonderzüge in der Weihnachtszeit modern. 1992 fuhren die Oebisfelder Eisenbahnfreunde dann diese Züge auch von Stendal nach Kalbe/Milde. Bei der ersten Fahrt stellte Lokführer Bernd Schollmeier dann auf Wunsch von einigen wenigen Fotografen die Lok vor den alten Dampflokschuppen in das alte Tankstellengleis. Über 8 Jahre war hier keine Dampflok mehr gewesen! |
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Bilder in der Dämmerung sind manchmal recht schwierig, wegen der unterschiedlichen Lichtwellenlängen. Hier beleuchten die verschiedenen Lichtfarben nochmals glanzvoll die untergehende Eisenbahnwelt am 12.12.1992 in Kalbe. |
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Diese seltenen Sonderzüge verkehrten 2 mal am Tag, wobei die Lok zwischenzeitlich in Stendal behandelt und gedreht wurde! Hier kurz vor der 2. Rückfahrt des Zuges nach Stendal am 13.12.1992 Übrigens die "Granate" unter dem Sattel des Mifa Fahrrades war damals eine handelsübliche Batteriezusatzbeleuchtung vom VEB Fahrzeugkombinat Ruhla, die schon in tiefsten DDR Zeiten ein automatisches Standlicht ermöglichte! |
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Im Mai 1993 gab es dann diesen schönen Sonderzug in Kalbe zu erleben. Mit diesem wurde der Streckenabschnitt nach Badel zum letzten Mal von einem Zug befahren! |
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Wiederum den Oebisfelder Eisenbahnfreunden ist es zu verdanken, dass im April 1994 nochmals auf allen noch betriebenen Kleinbahnstrecken für 3 Tage mit stillechten Dampfloks gefahren wurde. Dabei wurde auch ein nachgestellter Fotogüterzug nach Kalbe überführt. Die Leipziger Reko 52 8154-8 sonnt sich nach diesem Dienst, in den frühen Morgenstunden, vor dem mit DDR Propagandamaterial behängten Bahnhof. Zu DDR Zeiten sind mir keine Einsätze der BR 50 oder BR 52 auf dieser Strecke bekannt. |
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Die Sensation war der Einsatz einer betriebsfähigen 64! 64 491 war eine Lok der DB, die in Meiningen zuvor wieder aufgearbeitet wurde und danach als DR Lok "verkleidet" einige Sonderfahrten in den neuen Bundesländern bestritt. Sie war damit 19 Jahre nach Einsatzende der altmärkischen BR 64, die letzte 64 die Kalbe je gesehen hat. |
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1994 waren die Bahnanlagen in Kalbe schon stark dem Verfall hingegeben und die beiden Schuppen ungenutzt. Leider war auch kein geeignetes Wagenmaterial für die Sonderzüge mehr vorhanden, so dass die Züge aus unterschiedlichen Vereinsfahrzeugen zusammengewürfelt daher kamen. Ein von mir gewünschter, zeitbezogener Einsatz von einem Bei- oder Steuerwagen der DR BR 190/195 aus Salzwedeler Beständen, scheiterte an den Fristen, der Lustlosigkeit der DB und den Kosten. Die Kombination einer 64 mit solch einem Wagen wäre hier der krönende Abschluß einer Epoche gewesen. |